17. August 2017
Buslinie über die Autobahnbrücke
ARTIKEL IM KÖLNER STADT-ANZEIGER VOM 17. AUGUST 2017
Von Alexander Figge
Porz/Rodenkirchen. Ein Bus, der Poll und Rodenkirchen über die Autobahnbrücke der A4 direkt verbindet, könnte einige Verkehrsprobleme lösen, meint die Vereinigung der Porz-Poller-Bürgervereine. Das Netzwerk mit rund 3000 Mitgliedern hat nun einen entsprechenden Bürgerantrag beim Beschwerdeausschuss der Stadt eingereicht. „Die Line 7 im Rechtsrheinischen sowie die Rheinüberquerung zwischen Deutz und dem Neumarkt sind stark überlastet und dem heutigen wie zukünftigen Verkehrsaufkommen in keiner Weise gewachsen“, erläutert Simin Fakhim-Haschemi, Sprecherin der vernetzten Porz-Poller-Vereine zu dem Antrag.
Durch eine neue Schnellbuslinie – die über die Autobahnauffahrt in Poll zwischen der Bahnhaltestelle Westhoven, Kölner Straße (KVB-Linie 7) und der linksrheinischen Haltestelle Heinrich-Lübke-Ufer (KVB-Linien 16 und 17) verkehrt – sollen die übrigen Verkehrsverbindungen zwischen den beiden Rheinseiten entlastet werden.
„Durch eine solche Verbindung könnten viele Nutzer der Linie 7 mit dem Ziel des linksrheinischen Südens den Umweg, von Porz kommend über die Deutzer Brücke und linksrheinisch dann zurück nach Rodenkirchen, abkürzen“, ist Hans Baedorf sicher, ebenfalls Sprecher des Vereinsbündnisses. Das würde dann zu einer Entlastung der viel genutzten KVB-Linie 7 führen, so die Antragsteller.
Der Wunsch nach einer schnellen Busverbindung zwischen den Stadtbezirken Porz und Rodenkirchen ist nicht neu und wird von vielen Politikern geteilt. So haben bereits 2011 die Fraktionen von SPD und Grünen im Rat einen Antrag gestellt, der genau die von den Porzer Bürgervereinen geforderte Verbindung prüfen soll. „Ich halte eine solche Verbindung für sehr sinnvoll“, sagt Lutz Tempel, SPD-Bezirksvertreter aus Porz. Auch die Politiker von der anderen Rheinseite befürworten eine Ausweitung des öffentlichen Nahverkehrs über die Autobahnbrücke.
„Es ist ziemlich umständlich, mit Bus und Bahn von Rodenkirchen nach Porz zu kommen, eine solche Buslinie wäre also eine große Erleichterung“, sagt der stellvertretende Bezirksbürgermeister von Rodenkirchen, Christoph Schykowski (CDU). Doch passiert ist bis jetzt nichts. „Von der KVB hieß es dazu immer nur, das lohnt sich nicht, da fahren zu wenig Leute mit“, sagt Tempel. Trotzdem glaubt er nach wie vor an die Buslinie. Im vergangenen Jahr stimmte deshalb seine SPD-Fraktion, wie die übrigen Fraktionen in der Porzer Bezirksvertretung auch, einem neuerlichen Antrag für die Schnellverbindung über die A4 zu. Der Antrag von Juni 2016, gestellt von der CDU, fordert eine Buslinie, die die südlichen Stadtbezirke Porz und Rodenkirchen über die Brücke der A4 verbindet.
„Eine solche Verbindung zwischen den Bezirken ohne Umwege über Deutz ist wichtig“, sagt der Porzer CDU-Fraktionschef Werner Marx. Damit auch möglichst viele Bürger die neue Busverbindung nutzen, schlagen Fakhim-Haschemi und Baedorf zudem vor, Park-and-Ride-Plätze anzulegen. „In Verbindung mit Radstationen an den Haltestellen in Westhoven und Rodenkirchen würden die Fahrgastzahlen dann sicher steigen“, so die Sprecher der Vernetzung der Porz-Poller Bürgervereine.
Zudem könnte im Linksrheinischen eine zusätzliche Haltestelle am Bonner Verteilerkreis eingerichtet werden. Dort würde dann ein Anschluss an die Nord-Süd-Stadtbahn geschaffen werden. Die Verlängerung der Nord-Süd- Stadtbahn bis zum Verteilerkreis muss allerdings noch gebaut werden. Um die Wirtschaftlichkeit der Linie zu erhöhen, haben die Porzer und Poller Vereine auch eine Idee: Der Bus könnte nur morgens und abends zu den Hauptberufsverkehrszeiten eingesetzt werden.
„Besonders im Berufsverkehr stauen sich aber auf der Brücke häufig die Autos“, gibt Karl-Heinz Daniel zu bedenken. „Das würde auch für den Bus eine Verzögerung bedeuten“, sagt der Fraktionsvorsitzende der FDP in der Bezirksvertretung Rodenkirchen. Dass der Bus auf der Rodenkirchener Brücke oft im Stau stecken bleibt, glaubt Fakhim-Haschemi von den vernetzten Porz-Poller Bürgervereinen jedoch nicht: „Durch den abgeschlossenen Umbau des Autobahnkreuzes Köln-Süd hat sich der tägliche Rückstau auf der Brücke weitgehend aufgelöst.“
Trotz möglicher Verzögerungen durch Staus ist auch FDP-Politiker Daniel grundsätzlich für eine neue Schnellbuslinie. „Ich glaube aber nicht, dass ein solches Vorhaben noch zum nächsten KVB-Fahrplanwechsel im Dezember umgesetzt werden kann“, so Daniel. Schließlich müssten die Verkehrs-Betriebe den Vorschlag erst noch prüfen.
So sehen es auch die KVB. Die Verkehrs-Betriebe wollten den bei ihnen ebenfalls eingegangenen Bürgerantrag aus Porz noch nicht bewerten. „Wir werden das eingehend untersuchen“, sagte KVB-Sprecherin Gudrun Meyer. „Wir müssen zum Beispiel wissen, wie das Einzugsgebiet für eine solche Buslinie beschaffen ist. Wie hoch wäre das Fahrgastaufkommen? Wie ist die Fahrzeit?“ Grundsätzlich kann ein Linienbus auch über die Autobahn fahren. Nach der Straßenverkehrsordnung darf er dann aber höchstens 60 Stundenkilometer schnell sein, wenn nicht alle Fahrgäste sitzen. Mit dem Vorschlag werden sich nun aber auch die Politiker aus Rat und Porzer und Rodenkirchener Bezirksvertretung befassen. An sie ist der Bürgerantrag schließlich gerichtet.
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